24 April 2020 – der Tag beginnt
Es ist ein ganz normaler
Freitag. Es gibt keinen Feiertag, es sind keine Ferien, trotzdem habe ich mir
keinen Alarm gestellt. Mein erster Termin ist heute um 10:00 Uhr. Hmmm,
vielleicht ist der Tag doch irgendwie anders. Wir stecken ja mitten in der
´Corona-Krise´ und das hat dazu geführt, dass ich meist nicht zu einem
bestimmten Zeitpunkt aufstehen muss und meine Klasse heute vor 6 Wochen zum
letzten Mal gesehen habe.
Um 07:00 Uhr stehe ich auf
und mache Kaffee für meinen Mann und mich. Wir sprechen kurz über die letzten
Nachrichten und besprechen wie der Tag heute aussehen wird. Ich habe heute
Glück. Es gibt einen guten Grund mich in der Schule mit Herrn Lichtenberger zu
treffen. Das freut mich, weil ich nicht nur meine Schüler sondern auch meine
Kollegen alle sehr vermisse. Wir dürfen nur in die Schule gehen, wenn es dafür
einen wichtigen Grund gibt und heute gibt es gleich zwei: wir müssen einen
neuen Arbeitsplan für die nächste Woche erstellen und brauchen dafür unbedingt
Materialien aus der Schule.
Ran a n die Arbeit!
Um 08:00 Uhr fange ich
mit der Arbeit an. Es gibt mehrere E-Mails in meiner Mailbox und ich beginne,
sie zu beantworten. Manche E-Mails kann ich sofort beantworten, aber für manche
brauche ich auch etwas Zeit. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn es um Sachen
geht die ich korrigieren muss oder aber auch wenn Eltern und Kinder
Schwierigkeiten haben. Dann muss ich überlegen, ob ich über E-Mail eine Aufgabe
erklären kann, für dieses Kind andere Aufgaben auswähle, oder vielleicht besser
anrufe. Danach nehme ich schon mal das Mathebuch zur Hand um nachzuschauen,
welche Aufgaben wir für die nächste Woche mitgeben sollten.
Um 09:00 Uhr rufe ich ein
Kind aus meiner Klasse an. Ich bespreche kurz mit ihm, was seine Stolperstellen
sind, erkläre eine Aufgabe und bespreche wie es weitermachen kann. Es macht mir
Spaß, mal ein Kind persönlich zu sprechen und ich habe mich deshalb auch sehr
gefreut, als wir diese Woche angefangen haben uns per Video online mit den
Kindern zu treffen. Ich freue mich schon, heute die letzten Kinder der Klasse
endlich wiederzusehen!
Wieder in der
Schule
Um 10:00 Uhr geht es in
die Schule. Im Eingangsbereich steht ein Spender mit Desinfektionsmittel und
ich desinfiziere meine Hände. Ich freue mich, Herrn Rehm zu treffen, da ich ihn
zwischendurch nicht mehr gesehen habe und zum ersten Mal in über 5 Wochen
können wir uns ein wenig austauschen. Eine Umarmung zur Begrüßung geht
natürlich gar nicht und wir stehen beide auf der jeweils anderen Seite des
Flurs, damit wir genug Abstand halten. Er ist heute zusammen mit Frau Albrecht
in der Notfallbetreuung tätig. Ich grüße aus der Ferne die wenige Kinder die da
sind.
Herr Lichtenberger und
ich überlegen, dass es am besten ist, uns in sein Klassenzimmer zu setzten,
weit weg von anderen Kollegen. Wir gehen hinter einander im Flur und im
Klassenzimmer setzt sich Herr Lichtenberger an den runden Tisch, ich nehme
einen der Schülertische dazu - denn auch hier müssen wir natürlich auf Abstand
halten achten! Dann geht es an die Arbeit und für 2 Stunden ist alles wie
immer. Wir quatschen ein wenig, diskutieren über Aufgaben, naschen etwas
Schokolade (jede seine eigene) und tauschen uns aus über Schüler, Arbeitspläne,
Video-Treffen, Sandkasten und Nähaktivitäten. Unsere Fachkollegen haben schon
fleißig gearbeitet und uns ihre Aufgaben geschickt und wir schauen uns
begeistert die Filme von Frau Dulce de Thimm und das Blog von Juf Marlies an.
Endlich - das
Videotreffen
Wieder zuhause
Wenn ich um 13:30 Uhr nach
Hause komme, steht alles Kopf. Meine jüngste Tochter näht fleißig
Mundschutzmasken und hat ihre Arbeitsmaterialien sorgfältig über die Hälfte des
Wohnzimmers verteilt. Die andere Hälfte
steht voller Kartons mit Ordner und Bücher. Mein Mann bohrt gerade in der Wand
meiner Arbeitsecke ein Loch, damit nachher die Glasfaserverbindung zu unserem
Haus hergestellt werden kann. Dazu musste er ein Bücherregal ausräumen und
verschieben. Mein Schreibtisch ist nicht mehr erreichbar. Ich weiß schon was
ich am Nachmittag machen werde…
Erst am Ende des
Nachmittags arbeite ich noch ein wenig. Ich kontrolliere noch einmal meine
E-Mails. Lese eine Lehrer-Info, sehe, dass einige Kinder ihre Arbeitsergebnisse
von dieser Woche geschickt haben und auch einige Mails von Eltern sind dabei.
Ich beantworte sie und wenn ich dann den Computer ausmache, fängt für mich das
Wochenende an.